Heilpraktiker Müncheberg, Selow, Fürstenwalde
Heilpraxis Falk

Blutegel-Therapie

Das Wort „Egel“ stammt von dem griechischen Wort echis = kleine Schlange.
Bei den Germanen wurde das Wort „Blutegel“ nahezu synonym mit dem Wort „Heiler“
verwendet.
Dhanvantari, der indische Gott des Ayurveda, trägt einen Blutegel in einer seiner vier Hände.
Im englischen wurden die Heiler des Mittelalters als „Leecher“ (leech (engl.) = Blutegel)
bezeichnet.

Der Blutegel wurde bereits 100 Jahre vor Christus von dem griechischen Arzt und Dichter
Nikandros von Colophon erwähnt und geschätzt. Erste Aufzeichnungen reichen sogar noch viel
weiter zurück.

Anfang des 17. Jahrhunderts wurde der medizinische Blutegel bei verschiedenen Erkrankungen
eingesetzt, bei denen er sich als besonders wirkungsvoll erwiesen hat. Die Verwendung bis hin
zum Missbrauch von Blutegeln war im 18. und 19. Jahrhundert so in Mode gekommen, dass sogar das
Aussterben der ganzen Gattung drohte.

Von Anfang des 19. Jahrhunderts an nahmen einige Jahrzehnte lang die „Blutentziehungen“
in einem Maße zu, dass wir heute solche „Therapie“ nur mit Staunen oder Schrecken
verfolgen können. Dazu gehörte auch die Blutegelbehandlung.

Diese Erscheinung ging von Frankreich aus und griff bald auf Deutschland und ganz Europa
über. Auf dem Höhepunkt angelangt, importierte Frankreich 1832 bereits 57,5 Millionen, 1850
- 100 Millionen Stück, von da an erfolgte langsam ein Rückgang. Immerhin waren es 1872 noch
21 Millionen, während noch 1904 der Verbrauch in Frankreich auf 16 Millionen Blutegel
geschätzt wurde.

Das Beispiel Frankreichs steht stellvertretend für andere Länder Europas zur damaligen Zeit.
Auch in Deutschland wurde mit derart medizinischem Unverstand „Heilkunde“ betrieben. Heute
erleben wir - nun nicht zum ersten Mal in der Geschichte der Heilkunde - eine völlige Wandlung
ins Gegenteil:
Rückschauend vom Ende des 19. Jahrhunderts auf die Entwicklung der Medizin sagt A. Kußmaul
(1822 -1902) in seinen 'Jugenderinnerungen eines altes Arztes': „Die Heilkunst teilt mit
den anderen edlen Künsten das Los, dass jedem Fortschritt eine Übertreibung auf dem Fuße
folgt, die den entgegengesetzten Weg der bisher eingehaltenen Richtung einschlägt.“

Die exakt-naturwissenschaftliche Linie der Medizin, in Berlin durch Virchow vertreten, begann
ihre Tätigkeit ab 1858 damit, den größten Teil des empirischen Heilschatzes der
Humoralpathologie über Bord zu werfen, weil er „naturwissenschaftlich“ nicht oder
ungenügend begründet schien. Sicherlich verschwand damit auch manch altehrwürdiger
Aberglauben und viele therapeutische Übertreibungen, doch zugleich ging ebendso ein großer
Teil und wie wir heute bitter erfahren, das meiste des therapeutischen Wissens und der
heilerischen Erfahrungen der Jahrtausende, wertvolles Heilgut, um dessen Wiedererwerbung wir
uns heute bemühen müssen, verloren. Mit ihnen kamen auch Schröpfköpfe und Blutegel aus der
Mode.

Auch die Pflanzenheilkunde, die Augendiagnose, und viele volksmedizinische Heilweisen, mussten
dieser Entwicklung ihren Tribut zollen und fielen ihr zum Opfer.
„Exakt-naturwissenschaftliche Forschung“ und „Kausalitätsprinzip“ hat heute dermaßen
an Bedeutung gewonnen, dass alles zuvor gewesene, diesem scheinbar blind untergeordnet wird.
In vielen Bereichen erhebt die Medizin und Wissenschaft einen Anspruch auf Ausschließlichkeit,
Alleinherrschaft und unbedingt währende Allgemeingültigkeit. Dadurch ist sie selbst nun
Hemmnis für dringend benötigten Fortschritt geworden.

Karl Otto Kuppe in seinem Buch 'Der Blutegel in der ärztlichen Praxis' bemerkt hierzu
folgendes:
“Während die Heilkunst früherer Zeiten in der sogenannten Humoralpathologie , einer
falschen Säftemischung, in den Begriffen von Spannung und Entspannung immer den ganzen
Menschen im Auge hatte, wurde durch das Hereinbrechen der gewaltigen neuen medizinischen
Erkenntnisse der Blickpunkt zum Menschen und zum Krankheitsgeschehen ein völlig anderer. Das
kranke Organ und das den Krankheitsprozess auslösende Bakterium bzw. Virus wurden die
Ausgangspunkte medizinischer Forschung und Erkenntnis. Ungeheuers ist auf diesem Gebiet
erarbeitet und an neuen Behandlungsmöglichkeiten entwickelt worden. Es ist dies ein Prozess,
der auch heute noch unaufhörlich weiterrollt. Es ist ein Pendelschlag zur anderen Seite, eine
natürliche in sich geschlossene Entwicklung. Es drängt sich jedoch manchem Arzt die Frage
auf, ob wir nicht auch heute schon, zumindest hinsichtlich der Chemotherapie und der
Antibiotika, ähnliche modische Höhepunkte erleben, wie sie vor gut hundert Jahren in der
Volksmedizin zu verzeichnen waren“ …

Besonders die Erkenntnisse der Asepses und der Infektionserreger durch Ignaz
Semmelweiss
– 1848, bedeuteten keine Empfehlung für die Blutegelbehandlung. Da man
Blutegel nicht sterilisieren konnte, zog man es vor, lieber gar nicht mit ihnen zu arbeiten,
wenn es auch niemals glaubwürdige Berichte über Egel als Quelle von Infektionen gab.


Medizinische Egel

Für den Einsatz in der Medizin werden hauptsächlich Blutegel verwendet, die aus Ungarn, der
Türkei, aus dem ehemaligen Jugoslawien, Rumänien und aus der Bretagne importiert und
gezüchtet werden.
Die Tiere werden heute in Zuchtbecken gehalten. Bei regelmäßiger Ernährung kann ein
Blutegel bis zu 20 Jahre alt werden. Hierbei handelt es sich um den Ungarischen Blutegel –
Hirudo verbana carena.

Der in unseren Breiten natürlich vorkommende „Hirudo medizinalis“ käme ebenfalls für die
Blutegelbehandlung in Betracht, wird aber bisher, auf Grund strenger Richtlinien für den
Verkauf medizinisch genutzter Egel, sehr selten angeboten.

Die Naturheilkunde setzt die Blutegel schon sehr lange ein. Heilpraktiker und andere
naturheilkundlich orientierte Therapeuten nutzen die Tiere bei vielen Erkrankungen. Auch in
der plastischen Chirurgie und in der unfallchirurgischen Versorgung zur Wiederherstellung der
Durchblutung nach Haut- und Gliedmaßenverletzungen, kommen die Egel heute langsam wieder zur
Anwendung.

Blutegel erreichen im Ruhezustand eine Länge von 5 -10 cm.
Das Vorder- und Hinterteil des Egels ist mit einem Saugnapf versehen. Die Mundöffnung besitzt
3 scheibenförmige, gesägte Kiefer, die eine y-förmige stecknadelkopfgroße Wunde
hinterlassen, welche meist nach 2 – 3 Wochen völlig verheilt und nicht mehr sichtbar ist. In
der Färbung sind die Tiere ebenfalls sehr variabel. Der Rücken ist dunkel olivgrün und der
Bauch grün-gelb gefärbt.

Die Wirkung der Blutegelbehandlung, die lokal am Orte der Applikation und auf den ganzen
Organismus wirkt, beruht im Wesentlichen auf zwei entscheidenden Faktoren.

Zum einen sondert der Blutegel Stoffe in die Bisswunde ab, die maßgeblich für die heilenden
Effekte der Therapie verantwortlich gemacht werden können.

Allen voran sei hier das Hirudin benannt.
Aber auch, Egline (entzündungshemmend), Bdelline (Enzyminhibitoren), Hyaluronidase
(gefäßerweiternd), Destabilase (Auflösung von Thromben), Calin (gerinnunghemmend),
Prostaglandine und Kollagenasen sind im Egelsekret Bestandteil von insgesamt etwa 200, bisher
weitgehend unerforschten Substanzen.

Zum anderen kommt es im Rahmen der Therapie durch den erwünschten Blutverlust von selten mehr
als 50 – 100 ml pro Egel zu einer Entspannung, die sich äußerst positiv auf den gesamten
Organismus auswirkt.

Hirudin ist ein Protein im Sekret des Egels, was der Blutgerinnung entgegenwirkt und den
Lymphfluss im Körper anregt. Dies gelingt, da es auf die Kapillaren der Blut und Lymphgefäße
entkrampfend wirkt. Zusätzlich kommt es zu einer komplexen Immunstimulanz im gesamten
Organismus.

Lokal ist zu verzeichnen:

  • Gerinnungshemmung: Über viele Stunden findet ein langsamer Blutabfluss statt.
  • Lymphflussbeschleunigung: Aus den Kapillargebieten des Blutkreislaufs strömt Lymphe
    vermehrt in die offenen Lymphkapillare und kommt mit dem venösen Blutabfluss die Nieren und
    unsere Leber zur Ausscheidung.

Beide Einflüsse verringern Zirkulationsschwierigkeiten des venösen Systems. Somit entsteht
eine tiefgreifende heilende Veränderung am Orte der Einwirkung. Schlacken kommen zur
Ausscheidung, frisches Blut strömt nach. Daher auch die Erfahrung: Je kräftiger die
Nachblutung, desto stärker die heilende Wirkung !

  • Antithrombotische Wirkung: Gefäßwände erfahren weitgehend Schutz und Schonung; weitere
    Thrombenbildung (Bildung von Blutgerinnseln) wird verhütet, die Emboliegefahr (Gefahr durch
    Gefäßverschluss) dadurch vermindert.
  • Immunisierende Wirkung: Die Belebung der Leukozytenbildung (Abwehrzellbildung) und
    -wanderung verstärkt die giftbindende und antibakterielle Wirkung, der Abtransport geht
    erleichtert vor sich.
  • Krampflösende Wirkung: Auch hierdurch wird der Kreislauf befreit, Schmerzen lassen
    nach. Eine Umstimmung der örtlichen Gefäßfunktion bedeutet oft die Einleitung
    tiefgreifender Veränderungen.